Hauptthema der Jahreshauptversammlung des NABU Donsbach war ein Vortrag über naturnahe Waldbewirtschaftung. Das Vorstandmitglied Ernst-Peter Wissenbach befasst sich schon lange mit diesem Thema. Ansporn, so Wissenbach, seien die Veröffentlichungen und Bücher von Peter Wohlleben gewesen. So habe er sich bei Peter Wohllebens Waldakademie zum Waldführer ausbilden lassen. In einem Video begrüßte Peter Wohlleben die NABU Mitglieder und führte die Vorteile einer naturnahen Waldbewirtschaftung auf. Der Wald trage nicht nur zur Kühlung bei und habe eine große Artenvielfalt, sondern stelle auch für die Menschen ein Platz der Ruhe und des Glücks dar. Wissenbach führte in seinem Referat aus, dass er lange Zeit der Meinung gewesen sei, ein aufgeräumter Wald sei ein guter und gesunder Wald. Seine Meinung habe sich jedoch grundlegend geändert, als sein Sohn ihm einige Bücher eines bis dahin unbekannten Autors namens Peter Wohlleben empfahl. Dieser vertrat eine ganz andere Meinung als die Forstwirtschaft.
Wissenbach erläuterte, dass es eine Verbindung über das Wurzelwerk der Bäume gebe und über diese ein Austausch von Nahrung stattfinde. Weiter würden Bäume, welche durch den Mangel an Licht nicht genügend Fotosynthese betreiben könnten, von ihren großen Verwandten mit Zuckerlösungen versorgt. Ein interessantes Phänomen sei, dass manche Baumstümpfe noch über sehr lange Zeit von den Nachbarbäumen mit Nährstoffen versorgt würden, ohne selbst Photosynthese zu betreiben. Auch gebe es eine Kommunikation zwischen Bäumen durch Pilzfasern. Ähnlich wie Nervenbahnen tauschten sich die Bäume miteinander aus. Dabei handele sich um Botschaften wie Wassermangel, Schädlingsbefall und Tierfraß. Dies führe dann zu Abwehraktionen der Nachbarbäume. So würde die Produktion von Bitterstoffen angeregt. Dies sei auch bewiesen. In Amerika habe man das Geflecht eines Baumes entdeckt, welches sich zwölf Quadratkilometer ausgebreitet hat. Ein weiteres Netzwerk seien die Terpene, ein ganz speziellerer Duftstoff. Diese Terpene würden auch von uns Menschen als angenehmer Duft empfunden. Denn wer habe noch nicht den angenehmen Duft von Tannen oder Douglasien an einem sonnigen Tag im Wald genossen. Aber nicht nur der angenehme Duft sei eine Wohltat für uns Menschen. Diese Terpene führten zu Blutdrucksenkungen und durch deren Wirkung sei die Luft im Wald fast frei von Bakterien und Viren. Der Einblick, so Wissenbach, in diese komplexe Ökogemeinschaft habe seine Ansicht über die Waldbewirtschaftung grundlegend geändert. Die landläufige Vorstellung über den Wald sei gemeinhin das Betrachten aus kommerzieller Sicht. Das Holz müsse effektiv, kostengünstig und mit wenig Körperkraft und Aufwand produziert werden. Rückegassen würden den Forst alle 20 Meter durchschneiden. Neuerdings würden Baumarten wie die nordamerikanische Roteiche oder auch Zedern gepflanzt, von denen niemand wisse, ob sie mit unserem Klima kompatibel seien oder ob diese mit unseren Bodenlebewesen in Einklang leben könnten. Hinzu komme noch der Kahlschlag. Ein gesunder Mischwald mit hohem Buchenanteil kühle im Sommer seine Umgebung um bis zu zehn Grad herunter, was natürlich durch einen Kahlschlag nicht mehr möglich sei. Dort führe die Sommerhitze zu einer erhöhten Bakterienaktivität und einer Freisetzung des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs. Immerhin seien 50 Prozent des Kohlenstoffes im Waldboden gespeichert. In unseren Breiten seien die Buchenwälder die richtige Lösung. Buchen sollten aber ein geschlossenes Kronendach aufweisen, um sich gegenseitig kühlen zu können und den Boden zu beschatten. Leider würden zu oft einzelne Buchen freigestellt. Dadurch komme es zu Hitzeschäden an den Bäumen. Das Fazit sei, dass sich der Wald ganz gut ohne das menschliche Zutun entwickeln werde und unser Vertrauen in die Natur und deren Mechanismus wichtiger sei. Unser Wald könne gut ohne menschliches Eingreifen gesundwerden; man müsse ihm nur Zeit lassen. Dies sei jedoch nicht im Sinne einer ertragsreichen Forstwirtschaft.
Frank Markus Dietermann, Vorsitzender des NABU Donsbach, dankte Wissenbach für sein Referat. In seinem Bericht des Vorstandes verurteilte Dietermann den Angriffskrieg des Despoten Putin. Ein Ende des Elends sei nicht in Sicht. Weiter würden Menschen, darunter Frauen und Kinder, sterben und viele verletzt werden. Der Krieg und die Folgen würden alle betreffen. Schlimm sei es, dass es erst eines Krieges bedürfe, damit auch der Letzte begreife, dass es in Zukunft nur mit erneuerbaren Energiequellen gehen werde. Zu einen, weil nur so die Klimakatastrophe zumindest ein bisschen aufgehalten werden könne und zum anderen, damit Europa sich von Energielieferungen aus diktatorischen Ländern befreien könne. Der NABU bringe sich immer wieder ein. Neben den globalen und regionalen Angelegenheiten mache man praktischen Naturschutz; dies in vielen vertraglich festgelegten wichtigen Flächen, vor allem in den drei Naturschutzgebieten. Im letzten Jahre konnten wieder Veranstaltungen durchgeführt werden. In diesem Jahr stünden unter anderem die Vogelstimmenwanderung in Sechshelden, eine Begehung des Forstes in Frohnhausen sowie eine Schmetterlingsexkursion und das Apfelfest an.