Am Wochenende lud der NABU Donsbach zum ökologischen Rundgang durch die Dillenburger Altstadt ein. Am Samstag um 15 Uhr startet die Umgehung mit rund 30 Bürgerinnen und Bürgern und dem Experten für Fragen zu Ökologie in Städten und Gemeinden Dr. Klaus Schmidt am Karlsplatz in Dillenburg.
Zunächst wurde auf die Kluft bezüglich Natur zwischen Stadt und Land aufmerksam gemacht, die häufig sehr groß ist. Allerdings ist sie nur künstlich angelegt. Oftmals fehlt in ländlichen Gebieten die Vielfalt, da beispielsweise die Landwirtschaft sehr einseitig arbeitet. Ökonomie ist immer etwas Vernetztes und kann dadurch nicht richtig zustande kommen. Ein weiteres und wichtiges Thema ist die Frischluft in der Stadt. Das innerstädtische Klima wird vorwiegend durch das Wasser, in Dillenburg der Dill, geprägt. Allerdings lassen große Parkplätze oder hohe Bebauungen wie man sie häufig in Städten findet, die Frischluft nicht aufsteigen. Sie bleibt unten stehen und führt vor allem bei älteren Menschen oft zu Kreislaufproblemen. Der Graben, durch den die Dill fließt und der laut Herrn Dr. Schmidt übrigens kein Hochwasser bei uns aufhalten könnte, dient wie auch andere Natursteinmauern, die vorwiegend am Wilhelmsturm zu finden sind, jedoch auch als Lebensraum. Kleintiere sowie seltene Vogelarten wie z.B. die Wasseramsel siedelten sich dort an. Da sie sehr anpassungsfähig sind, lassen sie sich dabei von keinen Faktoren wie Stadtlärm stören. Beispielsweise Kormorane, die vor einigen Jahren noch kaum vorzufinden waren, integrieren sich in dieses Bild und finden hier ihre Lebensräume. Diese Anpassung an die städtischen Umstände kann man auch bei Gras, das man zwischen Pflastersteine in der Stadt sieht, beobachten. Trotz mehrerer Überschreitungen von Menschen und Maschinen bleibt es robust und lässt sich nicht ohne weiteres zerstören. Problematisch an Gewässern sind hingegen zum einen das Springkraut, das alles andere um sich herum verdrängt und damit keine Vielfalt ermöglich und zum anderen Topinambur, das jedoch weniger an Dill, sehr wohl aber an Lahn und Mosel wächst und Schilfsäume, die an Wasserrändern wichtig sind, verdrängt. Aber nicht nur für die Flora und Fauna ist Ökologie in Städten notwendig. Auch wir Bürger profitieren davon. Begrünungen an Hauswänden und Fassaden dienen zusätzlich als Staubfänger und Lärmdämmung. Begrünungen an Felswänden und Natursteinmauer wiederum, die Nahrung und Brutplätze bieten, müssen durch die Kommunen wegen ihrer Wurzeln, die sie ziehen, regelmäßig beschnitten werden, um Geröll Einhalt zu gebieten. Künstlich angelegte Begrünung, die Dr. Schmidt als Architektenpetersilie deklariert, ist vor allem in der Innenstadt von Dillenburg vorhanden. Mehrere Bäume stehen dort und versuchen mühsam in die Höhe zu wachsen. Sie werden aufgrund des Platzes, den sie einnehmen, indessen immer wieder getrimmt und können keine ordentliche Baumkrone entwickeln. Auch damit wird die Frischluftzufuhr nach oben verhindert. Anhand dieser Bepflanzung wird deutlich, dass ein durchdachtes Ökologie-Konzept fehlt. Der NABU plädiert daher für eine ganzheitliche und vernetzte Sicht auf die Ökologie in unseren Städten und Dörfern.