Als Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Donsbach hat Kurt Dietermann viel bewegt, aber auch viel einstecken müssen. Heute gibt er, nach 30 Jahren unermüdlichem Einsatz für die einzigartige Natur in und um Donsbach, den Vorsitz ab.
Die NABU stieß auf viele Widerstände in Donsbach, als es darum ging, drei Naturschutzgebiete auszuweisen. Verbale Angriffe, vor allem gegen ihn selbst, und sogar den Vorwurf der Enteignung nahmen Dietermann und die damals kleine Ortsgruppe hin. "Das war eine aufregende Zeit", erinnert sich der Vorsitzende an emotionale Bürgerversammlungen Ende der 1980er Jahre.
Doch plötzlich wurde dann ganz sachlich diskutiert. "Viele haben mir damals gesagt, dass sie das nicht aushalten würden, was mir von den Gegnern der Naturschutzgebiete entgegengebracht wurde", sagt der Donsbacher.
Es dauerte Jahre, bis endlich die Gebiete "Alte Rheinstraße", "Altenberg/ Sauernberg" und "Hasel" als Naturschutzgebiete ausgewiesen waren. Das war Anfang der 1990er Jahre - nach einem Gespräch mit dem damaligen Hessischen Minister Jörg Jordan (SPD), dem der Naturschutz unterstand: "Er war damals bei der Einweihung unseres Zimmerplatzes im Dorf, und ich habe ihm ein Schreiben mit den Worten übergeben: Wir sind da schon so lange dran. Mach mal ein bisschen Dampf."
Heute sind die Donsbacher stolz auf diese besonders schützenswerte Natur in der Gemarkung. Sie ist sogar Thema einer Diplomarbeit, die 1988 von einer Studentin geschrieben wurde. Diese nahm dafür ein Jahr lang alles unter die Lupe. "Pionier- und Grünlandschaften bei Donsbach" zeigt, wie einzigartig Flora und Fauna vor allem dort sind. Sie seien sogar als überregional bedeutend eingestuft, sagt Dietermann.
Der Vorsitzende lächelt, als er "Schmetterlinge" sagt. 21 Schmetterlings- und Insektenarten, die in den Wiesen "Altenberg/Sauernberg" leben, stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. In Donsbach fühlen sie sich wohl, ebenso die streng geschützte Trollblume sowie viele seltene Orchideen.
"Es hat sich alles gelohnt, in jedem Fall", freut sich Dietermann darüber, was "sein" NABU in den drei Jahrzehnten erreicht hat. Die Anfeindungen haben sich schon vor langer Zeit gelegt.
Jüngst legten Dietermann und der NABU Einspruch gegen die Vorranggebiete für Windkraftanlagen im regionalen Entwicklungsplan des Regierungspräsidiums Gießen ein: "In dem Plan sind auf der Hasel Plätze für Windkraftanlagen eingezeichnet. Aber die würden von Naturschutzgebieten umgeben sein. Da haben wir nun zwei Stellungnahmen abgegeben." Das Ergebnis stehe noch aus.
Viel Papierkram hat Dietermann auch für die sogenannten Kernflächen in Wäldern hinter sich. Seit 2000, damals hieß es noch "naturnaher Wald", ist dies Thema. Die NABU-Ortsgruppe möchte gerne den Wald am "Altenberg/Sauernberg" als Kernfläche ausgewiesen haben. Dort leben Vogelarten, die man nicht oft sieht: Waldohreule, Schwarzspecht und Roter Milan. Man wartet auf die Entscheidung der Stadt.
Mehr als zehn Ordner voll mit Briefen, Anträgen und Stellungnahmen sind bei Dietermann seit 1985 zusammengekommen. "Ich würde jederzeit wieder einen NABU gründen, weil die Notwendigkeit da ist. Das Artensterben und die Umweltprobleme sind da, auch in Donsbach", ist Dietermann sicher.
"Wir müssen uns engagieren. Naturschutz ist ein Bereich, der jeden betrifft. Naturschutz ist für alle da. Ich habe vor vielen Jahrzehnten eingesehen, dass wir etwas für die Natur und damit für die Generationen nach uns tun müssen. Im Grunde schützt man den Menschen", so seine Motivation.